Es steht dort auf einem Bootsrumpf im Hafen von Essaouira, einer malerischen weiß-blauen Küstenstadt am Atlantischen Ozean in Marokko. Eine Stadt, in der Fahrräder manchmal Schafsfell tragen, der Wind wahrscheinlich nie aufhört zu wehen, Möwen tanzen, Jeans über der Hafenmauer hängen und in der seit 1998 jedes Jahr Ende Juni ein ganz besonderes Musikfestival stattfindet: das Musikfestival von Gnaoua.
Aber die Ursprünge der Gnaoua-Musik liegen anderswo, mit den Sklaven aus Westafrika und dem Sudan kam diese Musik nach Marokko. Texte, die vom unendlichen Leid der Sklaverei und den Karawanen der Menschen durch die Sahara erzählen. Die Erinnerung an die Heimat, die Traditionen und die Musik war eines der wenigen Dinge, die den Menschen damals geblieben sind.
Die Instrumente sind eine 3-saitige Zupflaute mit einem Resonanzkörper namens „Guembri“, die Trommel und blecherne Kastagnetten namens „Karkabou“, die wirklich schöne Töne von sich geben und natürlich der Gesang.
Ich kann mich gut erinnern, als ich diese Art von Musik vor Jahren zum ersten Mal hörte. Eines Abends in Essaouira spazierte ich durch die Medina (Altstadt), plötzlich blieb ich wie angewurzelt stehen und hörte fasziniert Geräusche, die ich noch nie zuvor gehört hatte. Was mir in den Sinn kam, war das Wort *Magie* und dass ich diese Musik unbedingt wollte. Hinter der Theke des etwa 2qm großen Musikladens mit einem reichhaltigen Angebot von Tausenden von CD’s stand ein 12-Jähriger und schaute mich mit riesigen Knopfaugen erstaunt an, weil ich ihm in damals noch sehr gebrochenem Holterdipolter-Arabisch zu erklären versuchte, daß ich genau diese Musik haben wollte… 🙂 Schließlich flog ich glücklich mit einer CD nach Hause und hörte sie fast ein halbes Jahr lang nonstop!