Hier geben wir Ihnen einen aktuellen Überblick über die Diskussion um Google Street View, denn es gibt regelmäßig und sukzessive neue Entwicklungen und mehr oder weniger ernsthafte, freiwillige und unfreiwillig komische Reaktionen. Hier noch einmal die zuletzt hinzugefügten Fakten der letzten Tage und Stunden vor dem Beitrag hier.
Straßenansicht – jeder von uns kann durch die Straßen gehen und lebhafte Fotos machen. Solange keine Persönlichkeitsrechte betroffen sind oder Teile eines Fotos einen illegalen Zugang zu einem Grundstück erfordern würden, fällt dies unter die Panoramafreiheit. Zumindest was die analoge Öffentlichkeit im realen Leben betrifft. Mit genau dieser Selbstverständlichkeit schnippen wir alle fröhlich umher, wenn wir wollen. Auch im Urlaub, in fremden Häusern, Städten und Landschaften fremder Menschen, von denen wir nicht einmal wissen, welchen kulturellen Hintergrund sie haben, um sie zu fotografieren und fotografiert zu werden. Und von denen wir nicht wissen, wo ihre Peinlichkeitsgrenzen liegen.
Oder ist der Unterschied in der Art und Weise, wie das Material gesammelt wird? Die Google StreetView-Autos zeichnen schliesslich alles zufällig auf. Es gibt aber auch normale Menschen, die peinliche Bilder von ihren Mitmenschen ins Netz stellen. Und manche von ihnen nennen auch klar und deutlich, wer dort zu sehen ist. Und was genau ist der Unterschied zwischen analoger und digitaler Öffentlichkeit? Was ist zum Beispiel der Unterschied zwischen der Post, die systematisch Adressdaten sammelt, aktualisiert und verkauft, oder einem anderen Grossunternehmen, das der Öffentlichkeit eine zufällige Momentaufnahme des öffentlichen Lebens zur Verfügung stellt? Nichts von beidem schafft ein gutes Gefühl, weil die eigene Person oder das nähere alltägliche Lebensumfeld genutzt wird, um Verbindungen herzustellen, die wir nicht mehr kontrollieren können. Öffentlich zugängliche Daten werden zu Eigentum, das zu unternehmensinternen Daten wird.
Genau das will Google uns nun digital ermöglichen: Streetview, die Möglichkeit, weltweit digital durch die öffentlichen Straßen zu gehen. In Deutschland hat dies eine Debatte entfacht, die eine Reihe von Fragen darüber aufwirft, wie wir mit der digitalen Welt umgehen. Was genau ist zum Beispiel der Unterschied zwischen dem Fotografieren im realen Leben im Namen der Panoramafreiheit und dem öffentlichen Zugänglichmachen im Internet? Oder ob es sich um ein weltweit operierendes Konglomerat handelt, das auch andere Daten sammelt, oder beispielsweise um einen Touristen, der später seine Fotos ins Internet stellt und vielleicht sogar genauere Daten durch die Angabe von Ort (Geotagging) und Zeitpunkt der Aufnahme liefert.
Die aufgeworfenen Fragen sind nicht erschöpfend und stellen wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs dar, der uns nun mit der Transformation zur Informationsgesellschaft entgegengefahren wird.