Ganz ehrlich? Wenn mich früher jemand – sagen wir ein Fan von Borussia Dortmund – fragte, wie ich ein Fan von Hertha BSC sein könne, habe ich mich einfach umgedreht und bin ohne ein Wort gegangen. Ich bin eigentlich sehr kommunikativ, ich schreibe nicht umsonst für den Hertha-Blog, aber Leute, die so eine Frage stellen, haben die Faszination des Fan-Seins nicht verstanden.

Nick Hornby wird oft mit seiner Fussballweisheit zitiert, dass man sich seinen Verein nicht aussucht. Man kann nicht wählen. Vielmehr wählt er Sie. Das beste Beispiel dafür bin ich. Mein erstes Fußballspiel habe ich in einem Stadion in Hannover erlebt, beim Auswärtsspiel von Tennis Borussia Berlin in der 2. Liga. 1994 oder so, in einem Fußball-Ferienlager. TeBe gewann 1:0, und im Geiste der Hornby-Weisheit hätte das Schicksal in diesem Moment zuschlagen müssen, und ich würde heute für den Tebe-Blog über die Ereignisse in der Berliner Verbandsliga schreiben.

Das erste Mal mit der alten Dame sollte nicht mein letztes Mal sein. Ich habe es immer und immer wieder gemacht. Und irgendwann hatte ich das Bedürfnis, mir davon zu erzählen, andere Geschichten kennen zu lernen, die Hertha-Fans zu treffen. Ich begann zu bloggen. Die Kajütenpredigt war geboren. Irgendwann im Jahr 2006. Fast zur gleichen Zeit wurde die Welt Hertha Left geboren. Ein Blog, der zeigen wollte, dass es auch in der Berliner Öffentlichkeit, die damals fast durchweg als rechts wahrgenommen wurde, linke Hertha-Fans gab.

Aber ich war für etwas anderes bestimmt. Ein paar Jahre später betrat ich mit meinem Vater das Berliner Olympiastadion. Wir hatten 20 Minuten Verspätung, ein Anfängerfehler, weil wir dachten, es gäbe noch Parkplätze in der Gegend. Jedenfalls lag Hertha bereits 0:2 zurück.

Ich weiß nicht, ob es die angenehmen Mai-Temperaturen waren. Ich weiß nicht, ob es die Stimmung der fast 20.000 in der sehr weiten Runde war. Ich weiß auch nicht, ob es das Tor von Michael Preetz war, das genau in dem Moment fiel, als mein Vater und ich unsere Plätze einnahmen. Ich weiß nur, dass ich mich außerhalb der Geborgenheit meiner Familie noch nie so wohl gefühlt habe. Es drehte sich alles um mich. Bei einem 2:2-Unentschieden gegen Wuppertal.

Sowohl Kabinenpredigt als auch Welt-Hertha-Linke entpuppten sich als sehr erfolgreiche Hertha-Blogs – und irgendwann im Jahr 2009 reifte die Idee, das Ganze zu einer Plattform für alle zu verbinden. Einfach Hertha-Blog.de. Heute sind wir dort eine kleine Zahl von Autoren, die schreiben, wenn sie Zeit haben.

Von Reporter1